Koh Phangan wird derzeit von den Missbrauchsvorwürfen gegen Swami Vivekananda Saraswati, dem Gründer von Agama Yoga, heftig erschüttert. Seit vielen Jahren hat man sich auf der Insel immer wieder unter vorgehaltener Hand von sexuellem Missbrauch bei Agama erzählt. Man wisperte sich die Worte „Kult“, „Sekte“ und „Gehirnwäsche“ zu. Es blieb aber stets bei unbestätigten Gerüchten – bis jetzt.

Update 05.09.2018

Polizei und Militär am Agama Campus

Am 4.9.2018 statteten Angehörige von Polizei und Militär der Agama Yoga Schule in Srithanu einen Besuch ab. Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen in den Missbrauchsvorwürfen ergaben sich auch andere, eventuell strafrechtlich relevante, Umstände die jetzt näher untersucht werden.

 

Offene Briefe, Statements und Namensänderungen

Der Agama Campus gleicht weiterhin einer Geisterstadt, nur vereinzelt verirren sich noch Menschen in die Yogaklassen. Ananda Maha (Mihaiela P.) hat Mitte August offene Briefe online gestellt in denen sie im Namen von Agama erklärt, man hätte alle jene Männer „entfernt“ und eine „unabhängige dritte Partei“ zur Klärung der Vorwürfe eingesetzt. In etwa zur gleichen Zeit wurden Informationsblätter in Thai an die Einheimischen verteilt wo die Rede von eifersüchtigen Mitkonkurrenten ist, die sozusagen den Platzhirsch verdrängen wollen.

Unterdessen hat Agama Yoga in Linz, Österreich seine Pforten wieder geöffnet. Inhaber Serkan T., welcher einer der Beschuldigten im Agama Koh Phangan-Fall ist, hat auf der Homepage von Agama Linz ein Statement veröffentlicht. Kurz und knapp zusammengefasst, rechnet er die Anschuldigungen gegen seine Person einer Ex-Liebhaberin zu, welche mit der seinerseits ausgesprochenen Trennung nicht klar kommt.

In Estland heißt die „Somananda Tantra School – Part of Agama International“ jetzt schlicht „Somananda Yoga School“. Gründer und Manager Moses M. (Somananda) ist ebenfalls im Kreise der Beschuldigten bei Agama Koh Phangan zu finden.

Internationales Aufsehen

Es sind internationale, renommierte, namhafte Medien von verschiedenen Kontinenten derzeit mit Recherchearbeiten beschäftigt. Journalisten aus aller Herren Länder arbeiten eng mit den Initiatoren der „Don´t Support Rape – Boykott Agama“ Bewegung und den ortsansässigen Social Media Gruppen, so auch mit uns, zusammen.

Wir werden, im Rahmen unserer rechtlichen Möglichkeiten, weiter berichten.

Update 09.08.2018

Was in der vergangenen Woche geschah

Am 6. August hat Agama Yoga den Betrieb wieder aufgenommen. Bereits im Vorfeld wurde über Protestaktionen und Demonstrationen nachgedacht, jedoch hat man diese Überlegungen wieder verworfen. Denn solange keine offizielle Anzeige erstattet wird, wäre das Recht auf Seiten von Agama und die Demonstranten würden nach thailändischem Recht riskieren verhaftet zu werden. Wie man allerdings in den letzten Tagen gesehen hat war der Social Media Sturm stark genug um den Agama Campus praktisch leer zu fegen. In Österreich schloss Agama Linz, geleitet von Serkan T., ebenfalls vorübergehend seine Pforten. Reagiert hat auch Yoga Alliance, derzeit wird Agama Yoga nicht mehr auf der Homepage angezeigt.

Was die Thailändische Polizei dazu sagt

Am Abend des 6. August gab es ein Meeting zwischen der örtlichen Polizei und Vertretern des Sacred Men`s Circle. Seitens der Behörde wurde versichert, dass man die Anschuldigungen sehr ernst nimmt und man Agama am Radar habe. Doch wie in jedem anderen Rechtsstaat auch kann die Exekutive erst aktiv werden wenn Anzeige erstattet wird. Es genüge eine einzige Anzeige, erklärten die Beamten, um entsprechende Haftbefehle auszustellen. Sie versicherten nachdrücklich, dass kein Grund für Berührungsängste mit der Polizei besteht. Man werde bei Bedarf auch selbstverständlich weibliche Beamtinnen zur Verfügung stellen. Hält sich eine Betroffene nicht mehr in Thailand auf, so kann sie jederzeit auf der Thailändischen Botschaft in ihrem Heimatland Anzeige erstatten.

Wie es weiter geht

 Es wurde alles getan was bis zu diesem Punkt möglich ist. Wir werden über relevante Neuigkeiten jedenfalls wieder berichten.

Bisher 31 öffentlich gemachte Vorfälle – Tendenz steigend

Dieses Mal scheint die Sache anders auszusehen. Bereits 31 Frauen haben Swami Vivekananda Saraswati und seine Führungsriege – Somananda (Moses M.), Muktananda Mistry (Khushru M.), Serkan T. und Ram A. – öffentlich der sexuellen Belästigung, Nötigung und Vergewaltigung beschuldigt. Ananda Maha (Mihaiela P.) und Justine B. wird vorgeworfen, sie hätten wider besseren Wissens nichts gegen den Missbrauch unternommen, ja sie sollen ihn sogar noch begünstigt haben.

Agama Yoga ist die einflussreichste und größte Yoga Schule auf Koh Phangan und unterhält mittlerweile Zentren weltweit. Swami Vivekananda Saraswati, dessen richtiger Name Narcis T. lautet, gründete als Anhänger und Schüler des umstrittenen Gregorian Bivolaru die erste Schule in Indien. Als er wegen Missbrauchsvorwürfen ausgewiesen wurde eröffnete er 2003 Agama Yoga Thailand in Srithanu. Aktuell soll er sich in Malaysien aufhalten.

Lehrer und Guru von Swami, per internationalem Haftbefehl gesucht

Gregorian Bivolaru wurde 2004 in Rumänien unter anderem Menschenhandel, sexuelle Nötigung und Missbrauch von Minderjährigen vorgeworfen. Seine Yogaschule MISA – „Movement for Spiritual Integration into the Absolute“ – und alle ihre internationalen Filialen (inkl. der “Deutsche Akademie für traditionelles Yoga e. V.“) wurden 2008 wegen Sexbusiness aus der International Yoga Federation und der European Yoga Alliance ausgeschlossen. Aktuell ist er von Finnland wegen Menschenhandel und sexuellem Missbrauch per Interpol zur Fahndung ausgeschrieben.

Eine private Gruppierung treibt die Ermittlungen voran

Eine Gruppe von Männern, die sich im Sacred Men`s Circle Koh Phangan organisiert, hat sich die vollständige Aufklärung und rechtliche Verfolgung der Vorwürfe zur Aufgabe gemacht. Sie tun dies nicht mit der Intention der Rettung hilfsbedürftiger Frauen. Diese Männer empfinden Vergewaltiger als Beleidigung ihrer Männlichkeit. Die Schändung einer Frau ist für sie ein unverzeihlicher Akt.

Sie sammeln Aussagen, vermitteln Übersetzer, Rechtsanwälte und Therapeuten. Sie begleiten die betroffenen Frauen bei jedem Schritt und schaffen so ein sicheres Umfeld.

Da bis auf Ananda Maha und Justine B. alle Beschuldigten nach Bekanntwerden der Vorwürfe Koh Phangan verlassen haben, informierten sie die Botschaften der Herkunftsländer. Ebenso wurden entsprechende Meldungen an Yoga Alliance und alle großen Buchungs- und Bewertungsportale gesandt. Es wurde Kontakt zur Polizei in Rishikesh/Indien aufgenommen, da Muktananda M. seine Finger in der Leitung der dortigen Agama Schule hat, und er möglicherweise versucht nach Indien zu gelangen.

Hier vor Ort wurde die Angelegenheit mit den Gemeindeältesten und den führenden Mönchen der lokalen Tempel in Srithanu besprochen. Dies ist die übliche Vorgehensweise bei solch delikaten Fällen und es wird gemeinsam ein Plan mit Polizei und Militär ausgearbeitet. Da diese Sache ausschließlich die ausländischen Communities betrifft wurden auch Personen abgestellt, die den Einheimischen erklären was hier gerade vor sich geht.

Aktuell hält Agama keine Kurse, Klassen und Workshops ab. Für den Fall der Wiederaufnahme des Betriebes sind Protestaktionen geplant.

Wie kann sowas denn so lange unentdeckt bleiben?

Man kann sich nun die üblichen Fragen stellen. Warum hat nicht schon früher eine Frau Anzeige erstattet? Wie kann es sein dass bisher nie Mitarbeiter oder Lehrer auf die Missstände aufmerksam gemacht haben? Warum begeben sich Frauen sehenden Auges in solche Situationen?

Nun, zunächst ist nicht überall wo Agama draufsteht ein Vergewaltiger drinnen und Tantra ist kein Teufelswerk. Tausende Studenten haben ihre Zertifizierung über Agama gemacht, unzählige hervorragende Yoga Therapie Zentren sind mit Agama verbunden. Tantra lehrt uns, allen Themen des Menschseins (inklusive der Sexualität) mit Wertschätzung und Liebe zu begegnen. Traumatisierte Menschen suchen Heilung in spirituellen, alternativen Methoden und begeben sich in ein Vertrauensverhältnis, wie beispielsweise der Patient zum Psychotherapeuten.

Eine Handvoll einzelner Individuen haben ihre Position zur persönlichen Befriedigung ihrer fragwürdigen sexuellen Wünsche ausgenutzt. Beim Lesen der Aussagen lässt sich erkennen, wie psychologisch geschickt diese Raubtiere teilweise vorgegangen sind. Mittlerweile ist auch klar, dass tatsächlich sektenähnliche Strukturen, unterlegt mit zutiefst patriachalen Wertevorstellungen und mit einem Guru an der Spitze aufgebaut wurden. So wurde zum Beispiel Männern empfohlen beim Sex kein Kondom zu verwenden, da dieses den Energiefluss behindert. Das Ergebnis ist zumindest eine aktenkundige Infektion mit Chlamydien.

Wie kann ich mich schützen?

„Wer nichts weiß, muss alles glauben. Auch den größten Unsinn und die schamlosesten Verdrehungen“. (Christine Nöstlinger, 2015)

Man kann selbst in einem behördlich kontrollierten Umfeld nicht ausschließen dass es zu Übergriffen kommt. Entscheidet man sich für eine Therapie oder einen Workshop und es stellt sich auch nur ein einzelnes Nackenhaar auf, spürt man das leiseste Kribbeln im Bauch oder den sanftesten Schauer den Rücken hinunterlaufen, sollte man innehalten und sich die Situation, in die man gerade im Begriff ist sich zu begeben, so objektiv wie möglich noch mal anschauen. Im Internet findet man über nahezu alles Informationen, sowohl pro als auch kontra, und man kann Kontakt zu den jeweiligen Communities aufnehmen um sich da mal umzuhören.

Wir brauchen Informationen zur Entscheidungsfindung, nur weil die Freundin von der Yoni Massage (Massage des äußeren und inneren Intimbereiches durch den Therapeuten – für Männer die Lingam Massage) schwärmt muss das nicht zwangsläufig das richtige für mich sein.

We choose (R)evolution

Wir verfolgen die Angelegenheit weiter und werden über neue Entwicklungen berichten.