Die Fullmoonparty: Von den einen verteufelt als die größte Bedrohung der wunderschönen Insel Phangan, von den anderen hochgelobt als das absolute Highlight auf ihrer Bucketlist … Einmal im Monat, zu Fullmoon, wird die kleine Insel Koh Phangan von 10 bis 50.000 Partyfreudigen überschwemmt.

Für ein paar Tage herrscht allmonatlicher Ausnahmezustand. Die Hotels und Bungalowanlagen rund um Haadrin im Süden der Insel sind trotz horrender Preise komplett ausgebucht. Je nach Saison und der damit verbundenen Nachfrage – z.B. in der Peak-Season zwischen Weihnachten und Neujahr – betrifft das unter anderem auch die Unterkünfte im Norden rund um Chaloklam. Auf den schmalen und teils steilen Inselstraßen tummeln sich mutige Touristen auf Rollern, oder auch zu Fuß, und Unmengen an Taxen sowie Kleinbusse, die die Besucher von der Fähre zu ihrer Unterkunft karren. Ganz Phangan ist auf den Beinen.

Was für die einen ein wichtiger, existenzsichernder Zeitraum ist, da sie sich dank der vielen Touristen das Einkommen für den kommenden Monat sichern, ist für die anderen eine ökologische Katastrophe. Zigtausende überfallen die gerade einmal 125 qkm große Insel, von der knapp die Hälfte zum „Than Sadet – Ko Phangan National Park“ gehört und strömen an den ca. 1 km langen Traumstrand von Haad Rin Nok, um die Party ihres Lebens zu feiern.

Der Tag danach aus Sicht der Partygäste: Was bleibt, ist mit Sicherheit ein böser Kater von den Unmengen an Sangsom Buckets und wahrscheinlich die Erinnerung an die beste Beach-Party des Lebens, oder zumindest der Gedanke bei einer der legendären Fullmoonpartys dabei gewesen zu sein. Neue Freunde, tolle Fotos, viele Eindrücke, ein Wahnsinns-Erlebnis, das man noch seinen Enkeln erzählen wird!

Der Tag danach aus Sicht der Insel: Tonnenweise Müll! Achtlos weggeworfene Flaschen, Plastikbecher, Kippenstummel, Buckets und Tüten so weit das Auge reicht. Ein von Abfällen verschmutzter Strand … die Flut, die den Müll aufnimmt und die Ebbe, die wie ein Staubsauger den ganzen Schrott ins offene Meer saugt.

Für die Insel sind diese Tage im Monat keine Party!

drogentote bei der Full Moon Party

Die große Frage ist nun: Was kann getan werden, dass dieses Ereignis für beide Seiten, und nicht zu vergessen die Bewohner der Insel, angenehm wird? Wie können die negativen Auswirkungen der Vollmondparty minimiert werden? Eine Antwort auf diese Frage zu finden, ist nicht einfach. Meist beginnt diese Diskussion mit Vorwürfen gegenüber der Regierung oder anderen offiziellen Stellen. Sie seien für die Sauberkeit und die Müllentsorgung verantwortlich. Sie lassen die Touristen auf ihre Insel und verdienen damit ihren Lebensunterhalt, also müssen sie auch die negativen Folgen der Party beheben.

Doch macht es sich die Seite der Kritiker hier nicht ein bisschen sehr einfach? Ist es gerecht, wenn die eine Seite die beste Party ihres Lebens feiert, während die andere Seite, die Insel, so sehr unter den Auswirkungen leidet? Wäre es nicht fairer, wenn die Partyseite, die sowieso schon gesegnet ist mit Freude und Spaß, ein bisschen Verantwortung übernimmt und es somit der anderen Seite etwas leichter macht mit den Folgen dieses riesen Spaßes umzugehen?

fussabdruck-ko-phanganWas ich meine, hat mit Verantwortung gegenüber meiner Umwelt zu tun! Ich als Reisender muss mir selbst bewusst machen, dass ich, wohin auch immer ich gehe, eine Auswirkung auf mein Umfeld habe. Ich hinterlasse einen Fußabdruck! Und dieser Fußabdruck findet sich nicht nur auf ökologischem Boden, sondern auch auf kulturellem und sozialem Untergrund. Nicht nur jede achtlos weggeworfene Plastikflasche, sondern auch jede patzige, unfreundliche Reaktion gegenüber den Einheimischen hat Auswirkungen auf die Menschen und ihr Land. Das Land, das du bereist: das Land, das du aufgrund der Traumstrände, des leckeren Essens, der guten Partys, der netten Menschen in so guter Erinnerung behalten wirst und von dem du deinen Freunden und deiner Familie vorschwärmen wirst. Liegt es nicht auch in unserer Verantwortung dieses Land zu schützen und ihm nicht aufgrund von Unachtsamkeit zu schaden?

Hierbei geht es nicht darum ein umfassendes Mülltrennungssystem einzuführen, kein Taxi mehr zu fahren oder gar die Fullmoonparty zu boykottieren. Es geht darum, sich seiner Rolle als Gast in diesem Land bewusst zu werden und den Ort und die Bewohner wie einen Gastgeber zu behandeln.

Sei höflich und freundlich zu den Einheimischen; entsorge deinen Müll im Mülleimer; nimm einen Rucksack mit zum Einkaufen und vermeide es Plastiktüten zu benutzen; kleide dich angemessen – in deinem Heimatland würdest du doch auch nicht mit Badekleidung durch die Stadt laufen; sei sparsam mit Frischwasser und Strom, beides ist knapp auf der Insel … besonders wichtig: Bereite dich auf deine Reise in das fremde Land vor! Lies über die Kultur, die Politik, schau dir Filme an, sprich mit anderen Reisenden. Eine gute Vorbereitung macht dich toleranter und hilft auf dem Weg ein guter Gast zu sein.

Auch wenn vor Ort der Eindruck entsteht: Die schmeißen ihren Müll ja selbst nicht in den Eimer, warum sollte ich das tun? Auch das ist Verantwortung! Dein Verhalten kann anderen die Augen öffnen, so kannst du dazu beitragen, die Welt ein bisschen besser zu machen. Dein Karma wird es dir danken 😉 Letztendlich wollen wir doch alle an einem sauberen Strand liegen, in glasklarem Wasser baden und von freundlichen Einheimischen gut behandelt werden, oder? Es liegt auch in unserer Hand, diesen Wunsch zu realisieren …

Filmtipp:

  • Trouble in Paradise: Shana und Ben, ein amerikanisches Pärchen, haben einen kurzen Dokumentarfilm über die Fullmoonparty auf Phangan gedreht. Sie berichten über die aktuelle Situation, sprechen mit Locals und zeigen die Auswirkungen der Party auf.
    http://troubleinparadisefilm.com/
  • Gringo Trails: Dieser Dokumentarfilm befasst sich mit dem Wandel des Backpacker-Tourismus und dessen Auswirkungen auf die besuchten Regionen, unter anderem Koh Phangan.
    http://gringotrails.com/

Weitere Links: