Wir haben uns, natürlich getrennt voneinander ????, in einen sensorischen Deprivationstank (Floating Tank) gelegt. Hier erzählen wir dir was das ist, wie es entstanden ist, wozu es gut ist, worauf du achten solltest und was unsere persönlichen Eindrücke waren.
Was ist ein Deprivation Tank?
Sensorische Deprivation bedeutet der Entzug von Sinneseindrücken. Der Tank beziehungsweise die Kammer ist mit etwa 30 cm tiefem Wasser gefüllt, das auf Körpertemperatur gehalten wird. Dem Wasser werden ungefähr 300 kg Epsomsalz zugesetzt. Epsomsalz, auch Bittersalz genannt, ist genau genommen Magnesiumsulfat (MgSO4), mit dem die hochgesättigte Sole hergestellt wird in der unser Körper liegen kann, ohne unterzugehen. Dein Körper fühlt sich an als würdest du in Schwerelosigkeit schweben (floaten), durch die Temperatur fühlst du nichts an deiner Haut. Zudem ist es im Tank völlig dunkel, du siehst absolut gar nichts. Auch Geräusche dringen nicht durch. Auf Wunsch ist es möglich eine dezente Lichtquelle anzulassen, oder leise Musik eingespielt zu bekommen. Eine Einheit dauert 60 Minuten.
So sieht der Tank aus, den wir ausprobiert haben:
Wer hat`s erfunden?
Dr. John C. Lilly konstruierte im Zuge seiner Forschung von 1954 bis 1956 die ersten Floating Anlagen. Er untersuchte am National Institute of Mental Health die Aktivität des Gehirns, wenn es vollständig von äußeren Reizen abgeschottet ist. Die damaligen Fachkollegen Dr. Lillys betrachteten seine Selbstversuche mit einer ordentlichen Portion Skepsis und auch recht argwöhnisch, denn die gängige Lehrmeinung besagte, dass völliger Reizentzug den Menschen geisteskrank macht. Dr. Lilly jedoch erfuhr “veränderte Bewusstseinszustände” und fand die “völlig neuen inneren Erfahrungen” höchst hilfreich für seine persönliche Entwicklung, und generell für alle Lebensbereiche. Solange es legal war experimentierte Lilly im Tank auch mit LSD und später mit Ketamin.
Bis zum Bau des ersten kommerziellen Floating Tanks 1977 wurde ausschließlich wissenschaftlich in den Bereichen Verhaltensforschung, Orthopädie und Schmerzmedizin geforscht.
Mitte/Ende der 70er Jahre enterte die New-Age-Bewegung in den USA die Floating Tanks und gab ihnen die Bezeichnung Samadhi Tanks. Samadhi bezeichnet einen Bewusstseinszustand, der über Wachen, Träumen und Tiefschlaf hinausgehen und in dem das diskursive Denken aufhören soll.
Ungefähr Mitte der 80er fassten die Tanks dann in Großbritannien, Australien und den Niederlanden Fuß. Ende der 90er Jahre, als der Wellness Trend richtig Fahrt aufnahm, verbreiteten sich die Tanks dann in ganz Europa.
Was sind die Benefits?
Die Abwesenheit äußerer Sinnesreize hilft dir dabei dich wirklich tief zu entspannen und Stress abzubauen, so wie es sonst nur mit zum Beispiel Meditation oder autogenem Training klappt. Deine Gedanken werden klar, dein Fokus intensiv, deine Kreativität hat freien Lauf.
Das Epsomsalz hilft bei Muskelkater und Verspannungen, bindet Feuchtigkeit in der Haut und trägt zur Entgiftung bei. Fun Fact: Deine Haut wird nicht runzelig, obwohl du eine Stunde im Wasser liegst – dem Epsomsalz sei Dank!
Auch wird die sogenannte Restricted Environmental Stimulation Therapy – R.E.S.T. gegen Angstzustände und Depressionen, sowie im Schmerzmanagement und bei der Behandlung von Sportverletzungen eingesetzt.
Es wird von guten Erfolgen bei Insomnia, PTBS und der Suchtentwöhnung berichtet. Das Schweben im Tank wirkt blutdrucksenkend und stärkt das Immunsystem.
Der Tank ist vor allem ein hervorragendes Instrument um Selbsterkenntnis zu erlangen, ohne die Übernahme eines fremden Glaubenssystem das eigene Selbst besser kennen zu lernen.
Worauf solltest du achten?
Gehe nicht frisch rasiert oder gewachst in den Tank, das Salz brennt höllisch! Nimm Schmuck ab und entferne Kontaktlinsen bevor du dich ins Salzwasser legst. Nimm nur eine leichte Mahlzeit mindestens eine halbe Stunde vorher zu dir und verzichte auf aufputschende Getränke, denn das kann deine Fähigkeit zur Entspannung negativ beeinflussen.
Begib dich nicht unter Alkohol- oder Drogeneinfluss in den Tank, auch wenn das Wasser nur etwa 30 cm tief ist kannst du darin ertrinken, wenn du nicht mehr Herr über deinen Körper bist. Dieses Risiko betrifft auch Epileptiker. Menschen mit sehr niedrigem Blutdruck können einen Kreislaufkollaps erleiden und sind daher ebenfalls der Gefahr des Ertrinkens ausgesetzt.
Viele Menschen berichten über Halluzinationen, welche spätestens beim Verlassen des Tanks wieder verschwinden. Leidest du jedoch an einer psychotischen Erkrankung kann das einen Schub auslösen.
Wer unter Klaustrophobie leidet kann Probleme im Tank haben.
Mit offenen Wunden, Durchfall, ansteckenden Krankheiten und während der Menstruation benutzt man den Floating Tank nicht, und das sollte selbstverständlich sein.
Liegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma oder Nierenprobleme vor, solltest du mit einem Arzt sprechen, bevor du floatest.
Wo ist dieser Deprivations Tank?
Wir waren in Seethanu bei Acrobat Floating, zu finden an der Middle Road, gleich neben Devi Deli bzw. gegenüber dem großen Wegweiser zu Genesis Yoga.
Persönliche Erfahrungen
Elisabeth: Als erstes möchte ich das nette Vorgespräch erwähnen, es wird alles erklärt und man kann Fragen stellen. Die ersten paar Sekunden musste ich gegen den Drang ankämpfen, sofort die Türe wieder zu öffnen. Das ist einer leicht klaustrophobischen Tendenz geschuldet. Das Floaten selbst fand ich interessant, weil es mich blitzartig in die Meditation katapultiert hat. Da mir Visualisationen schon immer leicht gefallen sind, haben mich die kurzen Halluzinationen nicht überrascht. Ich fand die kleinen, leuchtenden Schmetterlinge im Tank sehr entzückend. Im Nacken- und Schulterbereich fühlte ich einen leichten Schmerz, wurde aber schon beim Vorgespräch darauf hingewiesen, dass dies bei den meisten Menschen während der ersten Einheit vorkommt. Weshalb drei Einheiten empfohlen werden, um sich ein vollständiges Bild vom Floaten machen zu können. Abhilfe konnte ich schaffen, indem ich die Hände am Hinterkopf verschränkt habe.
Mein Fazit: TOLL! Ich mache das auf jeden Fall wieder. Für mich stehen die tiefe Entspannung und die Innenschau an erster Stelle, die Ruhe und Klarheit die über mein Bewusstsein kommt und so dem Unterbewusstsein mehr Raum verschafft.
Nik: Als diese komische „Kiste“ für mich geöffnet wurde, habe ich schon kurz überlegt ob ich mich wirklich darin wohl fühlen kann… Die ersten Minuten waren dann auch extrem seltsam: Schweben, im Dunkeln und dies jetzt für eine Stunde!?
Letztendlich ging die Zeit dann wie im Flug vorbei und nach wenigen Minuten hatte ich bereits jegliches Gefühl für die Größe des Raumes, in dem ich da rumschwebe verloren.
Danach war mein erster Gedanke, dass dies ja durchaus ganz nett und auch irgendwie entspannend war… ich konnte mir durchaus vorstellen, irgendwann mal wieder zu floaten!
Das eigentliche Erlebnis hat für mich aber erst einige Stunden später begonnen: Als mir irgendwann klar geworden ist, wie extrem entspannt ich durch den Rest meines Tages „geglitten“ bin! Fast ein wenig high habe ich mich gefühlt! Selbst der nächste Tag hat sich angefühlt, als wäre ich gerade aus dem Urlaub zurück gekehrt.
Nach Unterhaltungen mit Elisabeth und anderen Menschen mit Floating-Erfahrungen weiß ich nun, dass längst nicht jeder so beeindruckende Nachwirkungen hat. Vielleicht war es für mich ein krasserer „shut down“ weil ich täglich sehr vielen Reizen an Laptop und Smartphone ausgesetzt bin, oft ohne anderweitigen Ausgleich? Es können natürlich nur Vermutungen sein…Aufgrund einer Verletzung habe ich seitdem noch keine zweite Floating Experience sammeln können, freue mich aber, schon bald wieder in den Tank zu steigen!